VRS-Bilanz 2020

VRS-Bilanz 2020 - Einnahmeverluste von über 130 Millionen Euro Corona-Pandemie trifft auch den VRS hart – Große Herausforderungen für die Zukunft

Einnahmeverluste von über 130 Millionen Euro Corona-Pandemie trifft auch den VRS hart – Große Herausforderungen für die Zukunft

Köln, 25. Mai 2021. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie haben auch den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) im Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS) hart getroffen. Dies spiegelt sich deutlich in der aktuellen Bilanz des VRS wider: Im Jahr 2020 haben die im Beirat des VRS zusammengeschlossenen Verkehrsunternehmen Einnahmen in Höhe von rund 562,2 Millionen Euro erwirtschaftet. Das macht ein Minus von fast 132 Millionen Euro (- 18,98 %) im Vergleich zum Jahr 2019. „Dieser Schock ist immens. In der Vergangenheit ist der Nahverkehr auf einer Erfolgswelle von einem Rekord zum nächsten gefahren. Jetzt steht er unter dem Verdacht, Infektionstreiber zu sein. Dies ist besonders bitter, weil der ÖPNV auch in der Krise für seine Kunden fast zu 100 Prozent zur Verfügung stand“, sagt VRS-Geschäftsführer Michael Vogel. Dabei belegen zahlreiche nationale und internationale Studien, dass im ÖPNV keine erhöhte Gefahr besteht, sich mit dem Coronavirus zu infizieren. (Hinweis für die Redaktionen: Weitere Details zur Sicherheit der ÖPNV-Nutzung während der Corona-Pandemie finden Sie in der Pressemitteilung zur VRS-Auslastungsanzeige.)

Zeitkarten bleiben am stabilsten
Zurückzuführen sind die Einnahmeeinbrüche insbesondere auf die Entwicklungen im sogenannten Bartarif (EinzelTickets, AnschlussTickets, Mehrfahrtentickets und 24StundenTickets). Hier sind die Einnahmen um 47,8 Prozent auf 102,98 Millionen Euro zurückgegangen. Am ausgeprägtesten waren die Einnahmeverluste im Bartarif im Jahr 2020 bei den 24StundenTickets mit einem Minus von 58,16 Prozent (2019: 25,86 / 2020: 10,82 Mio. Euro).

Deutlich geringer sind die Einnahmeverluste bei den Zeitkarten bzw. Abonnements. Bei den ZeitTickets für Erwachsene (MonatsTicket, Job- und GroßkundenTicket, Aktiv60Ticket, Formel9Tickets) fielen die Einnahmen um 10,08 Prozent auf 284,1 Millionen Euro. Das JobTicket bzw. GroßkundenTicket bleibt in diesem Bereich das meistgenutzte Angebot. Die Einnahmen lagen hier 2020 bei 150,28 Millionen (2019: 152,38 Mio./ - 1,38 %). Im Segment ZeitTickets für Schüler und Auszubildende (SchülerTicket, PrimaTicket, SemesterTicket, StarterTicket, AzubiTicket) stiegen die Einnahmen sogar leicht (+ 0,95 Mio. Euro/ + 0,56 %).

„Wir sind unseren Abonnenten sehr dankbar, dass sie dem ÖPNV trotz der durch die Krise bedingten Einschränkungen größtenteils die Treue gehalten haben“, betont VRS-Geschäftsführer Michael Vogel. „Die Zahlen zeigen deutlich, dass Produkte mit der stärksten Kundenbindung die geringsten Rückgänge hatten.“ Die bei den Verkehrsunternehmen entstandenen Mindereinnahmen wurden aus den Unterstützungen des Bundes und des Landes Nordrhein-Westfalen, den sogenannten Rettungsschirmen, größtenteils aufgefangen.

HandyTickets auch in der Krise beliebt
Herausgestellt hat sich, dass der Trend hin zu digitalen Tarifen auch unter Corona-Bedingungen anhält. So sind die Einnahmen beim VRS-HandyTicket unterdurchschnittlich um 23,68 Prozent auf 29,85 Millionen Euro gesunken (2019: 39,11 Mio.). 2019 hatten sich die Umsätze des HandyTickets im Vergleich zum Vorjahr noch fast verdoppelt: von 19,6 Millionen auf 39,11 Millionen Euro (+ 99,56 Prozent).

VRS begleitet Entwicklung durch engmaschige Befragungen
Von Beginn der Corona-Krise an führt der VRS regelmäßig Befragungen zur Verkehrsmittelnutzung sowie zur Arbeit im Homeoffice durch. Bei einer im Frühjahr 2021 durchgeführten Online-Befragung gaben 27 Prozent der Befragten an, derzeit an mindestens einem Tag in der Woche den ÖPNV zu nutzen. Als Hinderungsgründe haben diejenigen, die den ÖPNV aktuell nicht nutzen, zu 40 Prozent „hygienische Gründe“ und zu 27 Prozent „gesundheitliche Gründe“ angeführt (Mehrfachnennungen waren möglich). 33 Prozent der Befragten, die angaben, den ÖPNV in Zukunft seltener nutzen zu wollen, nannten „Angst vor Ansteckung“ als Begründung. Dabei handelt es sich um 7 Prozent aller Befragten. 55 Prozent der Umfrage-Teilnehmer arbeiten derzeit zumindest ab und zu im Homeoffice.

Große Herausforderungen für die Zukunft
Für das Jahr 2021 haben sowohl der Bund als auch das Land Nordrhein-Westfalen bereits signalisiert, den ÖPNV wieder finanziell unterstützen zu wollen. Ob auch für das Jahr 2022, für das Verkehrsexperten anhaltende Einnahmeausfälle erwarten, Gelder fließen werden, ist hingegen zweifelhaft. Michael Vogel: „Zu unserer Überzeugung wird der ÖPNV einige Zeit brauchen, um sich nach der Corona-Krise zu erholen. Verlorenes Vertrauen muss mühevoll wieder aufgebaut werden, wie unsere Befragungen zeigen.

Damit in dieser Konsolidierungsphase keine Reduzierungen des Leistungsangebots drohen, müssen von der Nutzerfinanzierung unabhängige neue Modelle her. Bund und Land sind mehr denn je und dauerhaft gefordert, den ÖPNV zu unterstützen und so mitzuhelfen, die ambitionierten Klimaziele zu erreichen.“

Der VRS und die in ihm zusammengeschlossenen Verkehrsunternehmen haben bereits mit einem Maßnahmenbündel auf die angepasste Marktsituation reagiert. Hierzu gehören ein Schnupper-Abo, das Pilotprojekt „JobTicketLight“ sowie Kulanzregelungen. Weitere Maßnahmen wie Ticketlösungen für die geänderte Arbeitswelt werden in Kürze folgen.

Hinweis für die Redaktionen: Unter dem folgenden Link erhalten Sie die heute in der Bilanz-Pressekonferenz vorgestellte Präsentation sowie ein Porträtfoto von Michael Vogel, das Sie bei Nennung des Bildhinweises „VRS GmbH/Smilla Dankert“ gerne für die Berichterstattung verwenden können:
 

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