Smarte Mobilitätsdatenplattform

Bund und Land fördern smarte Mobilitätsdatenplattform „made in Nordrhein-Westfalen“ mit 1,9 Millionen Euro
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Bund und Land fördern smarte Mobilitätsdatenplattform "made in Nordrhein-Westfalen" mit 1,9 Millionen Euro / Neues Angebot des VRS soll Verknüpfung der Mobilitätsangebote ermöglichen und Bus- und Bahndaten sinnvoll ergänzen

Köln/Berlin/Düsseldorf, 25. August 2021. Die Datenbanken des öffentlichen Nahverkehrs beinhalten bereits vielfältige Informationen rund um die Mobilität. In Nordrhein-Westfalen existiert beispielsweise eine zentrale Anlaufstelle für die Daten des Linienverkehrs. Einen verkehrssystemübergreifenden Bestand und eine Verknüpfung mit weiteren mobilitätsrelevanten Daten gibt es in Nordrhein-Westfalen jedoch noch nicht. Bislang werden die Daten mit unterschiedlicher Struktur, Qualität und Aktualität vorgehalten. Künftig soll den Bürgerinnen und Bürgern eine aktuelle, einheitliche und räumlich übertragbare Datenbasis zur Verfügung stehen – ein wichtiger Schritt in eine multimodale Zukunft. Diesen Schritt geht der Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS) in enger Zusammenarbeit im Rahmen der ÖPNV Digitalisierungsoffensive Nordrhein-Westfalen mit den weiteren Aufgabenträgern und Verkehrsverbünden in Nordrhein-Westfalen, dem Aachener Verkehrsverbund (AVV), dem Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) und dem Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL), mit dem Aufbau einer multimodalen Mobilitätsdatendrehscheibe (MDD) NRW. Eine enge Verzahnung mit den Auskunftssystemen des ÖPNV im Rahmen des ÖV-Datenverbundes stellt der VRS sicher. Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) fördert das Projekt bis Ende 2024 im Rahmen des Programms „Digitalisierung kommunaler Verkehrssysteme“ mit rund 1,7 Millionen Euro. Das Land Nordrhein-Westfalen unterstützt es zudem mit weiteren 170.000 Euro Fördermitteln. Den verbleibenden Eigenanteil von etwa 550.000 Euro trägt der VRS.

Umstieg auf den Umweltverbund attraktiv machen
Um einen Beitrag zum Erreichen der ambitionierten Klimaschutzziele zu leisten, verfolgt der VRS das Ziel der Förderung einer nachhaltigen Mobilitätsentwicklung. Eine Lösungsmöglichkeit bietet die Verlagerung der Mobilität vom motorisierten Individualverkehr (MIV) hin zu einer intelligenten Nutzung verschiedener Verkehrsmittel des Umweltverbunds. Um dem Anspruch einer verkehrsmittelübergreifenden Mobilität gerecht zu werden, müssen Verkehrsverbünde und -unternehmen den Fahrgästen Angebote für multimodale Mobilität zur Verfügung stellen. Dies beinhaltet auch die Bereitstellung von Mobilitätsdaten verschiedener Verkehrssysteme (Fußgänger, Fahrrad, ÖPNV, SPNV, Sharing-Systeme, On-Demand-Verkehre, MIV, Taxi, Fähren) und deren auskunfts- und routingfähige Verknüpfung. Eine enge Verzahnung mit den vorhandenen Auskunftssystemen des ÖPNV ist die Voraussetzung dafür, dass die multimodalen Daten auch in den ÖPNV-Apps verwendet werden können. Auf diesem Weg können attraktive Alternativen zur alleinigen Pkw-Nutzung angeboten werden. Ein weiterer Aspekt ist die Integration von Informationen zur Barrierefreiheit sowie Serviceleistungen und Dienstleistungsangeboten (etwa Paketboxen, Radstationen, Bäckereien, Apotheken, usw.).

Andreas Scheuer, Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur: „Mobilitätsdaten sind ein wahrer Schatz. Je mehr von ihnen etwa in Smartphone-Apps gespeist werden, desto nützlicher für die Menschen. Dafür fördern wir in NRW jetzt eine smarte Plattform, die Daten vernetzt, bündelt und standardisiert. Und das verkehrsträgerübergreifend für das gesamte Bundesland. Entwickler können darauf zugreifen und so innovative Anwendungen für sauberen und nachhaltigen Verkehr in ganz NRW schaffen.“

Hendrik Wüst, Minister für Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen: „Moderne Verkehrspolitik ist der beste Klimaschutz. Deshalb nutzen wir die Chancen der Digitalisierung für eine bessere, sichere und saubere Mobilität. Mit der systematischen Erfassung und Pflege von Daten können Wege mit unterschiedlichen Verkehrsmitteln komfortabel durchgeplant, -gebucht und bezahlt werden. So wird der ÖPNV zu einer attraktiven Alternative zum Auto.“

Gleichzeitig wird mit dem Aufbau der MDD NRW die Entwicklung nebeneinanderstehender und konkurrierender Einzelsysteme vermieden. Sie soll all die in Nordrhein-Westfalen vorgehaltenen multimodalen Mobilitätsdaten bündeln und mit ÖV-Fahrplandaten verzahnen. VRS, AVV, VRR und NWL begleiten das Projekt im Rahmen der Digitalisierungsoffensive des Verkehrsministeriums des Landes Nordrhein-Westfalen gemeinsam mit dem Kompetenzcenter Digitalisierung NRW (KCD) und der Zentralen Koordinierungsstelle ÖV-Datenverbund NRW (ZKS).

Neben den Förderungen des Bundes und des Landes Nordrhein-Westfalen unterstützt die Stadt Köln das Projekt als Partnerin seit der Projektantragsstellung. Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker: „Den Aufbau der Mobilitätsdatendrehscheibe zu unterstützen, ist für uns Verpflichtung im Sinne des Klimaschutzes und gelebter Service für die Kölnerinnen und Kölner. Sie sind es, die bei einer Nutzung multimodaler Mobilitätsangebote von einer vernetzten Datengrundlage profitieren und somit das Klima schonen können. Dass das innovative Projekt durch die zugesagte Förderung des Bundes und des Landes den nötigen Rückenwind erfährt, freut uns sehr.“
 
Das Vorhaben soll bisherige Lösungen wie den ÖV-Datenverbund in Nordrhein-Westfalen ergänzen. Es sollen bestehende Datenbanken und Datendrehscheiben eingebunden und der Neuerfassungsbedarf identifiziert werden. Damit kann eine Mobilitätsdatendrehscheibe als Weiterentwicklung der Systeme bei den ÖV-Datenverbund-Partnern in Nordrhein-Westfalen gesehen werden, indem der Datenbestand um multimodale Daten erweitert wird.

Kommunen in den Verkehrsräumen werden eng eingebunden
„Zur Sicherstellung einer über eine einmalige Erhebung hinausgehenden, aktuellen und zuverlässigen Datengrundlage ist es bei diesem extrem herausfordernden Projekt unerlässlich, die Kommunen an der Datenpflege zu beteiligen“, ergänzt VRS-Geschäftsführer Dr. Norbert Reinkober. „Nur die Akzeptanz in den Kommunalverwaltungen und die Ertüchtigung derselben hinsichtlich der Datenpflege gewährleistet eine verlässliche Datengrundlage.“ Dazu muss den Kommunen der Mehrwert einer Datendrehscheibe verdeutlicht und ihnen mit Beratung zu multimodaler Mobilität sowie bei der Analyse der Mobilitätssituation und der Schaffung neuer Angebote geholfen werden. Es ist vorgesehen, für die Kommunen im Projekt entsprechende Systeme zur Analyse und zur Pflege ihrer Mobilitätsdaten zu schaffen und u.a. Erreichbarkeitsanalysen zur Planung umweltfreundlicher Mobilitätsangebote anzubieten.

Dr. Norbert Reinkober betont abschließend: „Für einen nachhaltigen Nutzen für alle Bürgerinnen und Bürger in Nordrhein-Westfalen muss der langfristige Betrieb der Mobilitätsdatendrehscheibe über den Förderzeitraum hinaus sichergestellt werden. Hierzu fanden im Rahmen der ÖPNV-Digitalisierungsoffensive bereits fruchtbare Vorgespräche zwischen Vertretern der Aufgabenträger und Verkehrsverbünde in Nordrhein-Westfalen, KCD, ZKS und dem Zukunftsnetz Mobilität NRW statt.“

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