Gelsenkirchen/Köln/Unna. Rund 380 Fachleute aus Wissenschaft und Wirtschaft sowie Politik und Gesellschaft haben sich am 08. Mai zum 5. NRW-Mobilitätsforum in Gelsenkirchen getroffen. Unter dem Motto „Mobilität der Zukunft“ hatten der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR), der Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) und go.Rheinland eingeladen, um Impulse, Innovationen und Konzepte für nachhaltige Lösungen für die Herausforderungen im Nahverkehr zu diskutieren. Höhepunkt der Veranstaltung, die in der umgebauten Heilig-Kreuz-Kirche im Stadtteil Ückendorf stattgefunden hat, war die Teilnahme des neuen Bundesverkehrsministers Patrick Schnieder (CDU).
Per Live-Schalte aus Berlin sagte Minister Schnieder, dass die kommunale Verkehrspolitik und der Öffentliche Personennahverkehr ihm ganz besonders am Herzen lägen und seine Erfahrungen als Bürgermeister in seiner neuen Position deshalb nützlich seien. „Meine Richtschnur ist ganz klar: Politik muss sich an den Bedürfnissen der Menschen orientieren. Kein Verkehrsträger ist besser oder schlechter als der andere. Mir ist wichtig, alle diese Bedürfnisse ernst zu nehmen und alle Verkehrsträger zu stärken und zwar insbesondere auch in den ländlichen Regionen.“ Außerdem betonte er einen schnellen Handlungsbedarf bezüglich des Deutschlandtickets: „Wir stehen vor der Herausforderung, dass wir spätestens im Oktober Klarheit über die operativen Umsetzungsschritte brauchen, damit das Deutschlandticket ab dem 01. Januar 2026 rechtssicher ist und bleibt. Das heißt, dass das zugehörige Gesetzgebungsverfahren noch vor dem Sommer abgeschlossen sein und ins Kabinett kommen muss“, so Schnieder. „Deshalb versichere ich Ihnen: Wir bleiben konstruktiv und wir bleiben am Ball.“
Laut VRR-Vorstandssprecher Oliver Wittke war das Grußwort des Bundesverkehrsministers einen Tag nach Amtsübergabe eine große Anerkennung für die Verkehrsbranche in NRW: „Ich freue mich riesig darüber, dass Bundesverkehrsminister Schnieder seinen allerersten Auftritt vor der allgemeinen Öffentlichkeit bei unserem Mobilitätsforum in Gelsenkirchen hatte. Der neue Koalitionsvertrag bringt viele Neuerungen für den ÖPNV mit, von daher passten die Bildung der neuen Koalition und Zeitpunkt der Veranstaltung perfekt zusammen. Wir betrachten das als Ansporn für uns drei SPNV-Aufgabenträger, fühlen uns aber auch gesehen von der Bundesregierung. Denn wir wollen und werden den ÖPNV in NRW besser und einfacher machen, ganz im Sinne unserer Fahrgäste, aber ohne die Unterstützung vom Bund geht es nicht. Gerade um das Potenzial für das Deutschlandticket zu heben, ist eine Planungssicherheit über das Jahr 2026 unerlässlich.“
go.Rheinland-Geschäftsführer Dr. Norbert Reinkober appellierte für die Aufgabenträger sowie in seiner Funktion als Co-Vorsitzender des Netzbeirats in Richtung der neuen Bundesregierung: „Das beschlossene Sondervermögen, das unter anderem zur Ertüchtigung der Infrastruktur eingesetzt werden soll, muss zielgerichtet nach den Bedarfen eingesetzt werden. NRW als bevölkerungsreichstes Bundesland muss bei der Zuweisung dieser Mittel im Fokus stehen. Nur durch eine ausreichende finanzielle Ausstattung kann es uns gelingen, ein leistungsfähiges Angebot auf der Schiene für 18 Millionen Menschen bereitzuhalten, das den Umstieg vom Auto auf den klimaschonenden Nahverkehr attraktiv macht.“
Eröffnet wurde das Mobilitätsforum mit einer Keynote von Prof. Dr. Uwe Schneidewind, Verbandsvorsteher des VRR und Oberbürgermeister der Stadt Wuppertal, zur Frage, wie die unterschiedlichen Regionen in NRW zukunftsfähig und klimafreundlich werden können. Hierzu hob Christiane Auffermann, stellvertretende NWL-Geschäftsführerin, die Notwendigkeit des gemeinsamen Blicks in die gleiche Richtung hervor: „Die Herausforderungen des Nahverkehrs lassen sich nur mit einer starken, regionalen Stimme bewältigen. Die Anforderungen der ländlichen Gebiete müssen dabei genauso Berücksichtigung finden wie die der Ballungsräume. Letzten Endes ist Mobilität ein Schlüssel zur Daseinsvorsorge und deshalb muss sie in einer Stadt wie Münster genauso funktionieren wie in Drensteinfurt-Rinkerode. Und für solche Fragen setzen wir uns ein."
Weitere Programmpunkte beinhalteten Podiumsdiskussionen u.a. mit NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer zum Deutschlandticket, außerdem zur Zukunft des SPNV und der Frage, wie dem eklatanten Personalmangel und funktionstüchtiger Infrastruktur begegnet werden kann. In kleineren Sessions wurde u. a. demonstriert, wie Städte die Digitalisierung nutzen können, um den Verkehr nachhaltiger und effizienter zu gestalten.
Mitdiskutiert haben u. a. Josefine Fokuhl, Hauptstadtkorrespondentin Handelsblatt; Kerstin Haarmann, Bundesvorsitzende VCD Verkehrsclub Deutschland e.V.; Dr. Linda Kisabaka, Sprecherin der Geschäftsführung Ruhrbahn GmbH; Anna-Theresa Korbutt, Geschäftsführerin Hamburger Verkehrsverbund; Joachim Künzel von der VDV Academy & Training GmbH; Evelyn Palla, Vorständin für Regionalverkehr der Deutschen Bahn AG, Sabine Schnake, Geschäftsführerin WSW mobil GmbH; Marcel Winter, Geschäftsführer go.Rheinland.
Das gesamte Programm finden Sie nachzulesen unter: https://www.nrw-mobilitaetsforum.de/programm
Die vollständige Rede des Bundesministers wurde auf LinkedIn gestreamt:
https://www.linkedin.com/posts/activity-7326202766584942593-S60p?utm_source=share&utm_medium=member_ios&rcm=ACoAAAIAiSQBWyouQ8WvI7jh0XWX4ahRtoZeip0